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Es werden Posts vom Dezember, 2014 angezeigt.

Die Musik ist vorerst gestorben

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Und das ist sie nicht nur einmal in der Geschichte. Mal abgesehen von diversen Versuchen, die Musik während der Karwoche aus dem öffentlichen Leben zu verbannen (der liebe Herr Händel ud seine italienischen Kollegen konnten seinerzeit … fast hätte ich geschrieben “ein Lied davon singen”, aber das konnten sie ja gerade nicht. Das war ja verboten. Die Opernhäuser blieben geschlossen), gab es auch Trauertage, an denen man das Singen, Tanzen und Musizieren tunlichst zu unterlassen hatte. Die Sächsische Landestrauer war so ein Zeitpunkt. Beziehungsweise Zeitraum. Sie dauerte nämlich vom Tod des Landesherrn (gut, genaugenommen war das bereits am 1. Februar 1733, die Landestrauer begann jedoch erst am 15.) bis in den Sommer hinein. Am 2. Juli endete die Trauerperiode, und genau so lange durfte keine Musik aufgeführt werden. Es herrschte also sozusagen Stille im Reich.

Winterreise

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Gestrandet. Irgendwo im Nirgendwo, auch bekannt unter dem schönen Namen Nudelstadt Riesa, mit dem Hiweis auf einen Gleis- oder Leitungs-Defekt (je nachdem, wer die Durchsage gerade machte; offenbar geht man in Riesa davon aus, dass die Leute zwar wissen, was ein Gleis ist, mit dem Begriff “Leitung” im Kontext des Fernverkehrs allerdings nicht viel anfangen können, weswegen ab und zu die Gleisvariante verkündet wurde) und der Bitte, die werten Fahrgäste mögen sich doch gedulden, nicht ausrasten und den Ersatzverkehr nehmen, der nach über einer Stunde Wartezeit endlich mal so nett war, öffentlich zu erklären, dass er nicht zu kommen gedenke, da der Gleis- oder wahlweise Leitungsschaden ja sicher bald behoben sei. Irgendwann wurde die Sperre dann auch tatsächlich aufgehoben, was allerdings nicht bedeutete, dass ein Zug einfahren konnte. Und als es schließlich so weit war, dass uns der nächste Zug weiter nach Leipzig befördern konnte, gab es ja auch noch den Fahrplan, der wiederum

Zu den Akten gelegt

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  Jede Schule hat sie: Akten, über ihre Schüler. Ehemalige, derzeitige...möglicherweise sogar zukünftige, wenn es sich bei dieser Schule um eine sehr renommierte Einichtung handelt, deren Warteliste gewöhnlich sehr lang ist. Ich erinnere mich an ein Gespräch im Englischunterricht, vor unzähligen Jahren, als ich noch jung und hübsch war :D Mein Englischlehrer meinte damals, das elitäre private Jungeninternat Eton sei dermaßen überlaufen, dass man bereits vor der Geburt des Kindes einen Platz buchen müsse. Auf die Frage, was man denn mache, wenn man den Schulplatz dann sicher hätte, aber zufällig ein Mädchen zur Welt brächte, rief er “Ja, Herrgott, dann müssen Sie eben nochmal ran! So einen Schulplatz kann man sich ja nicht entgehen lassen!” Na sehr schön. Das wäre mal ein Erklärungsansatz für die 20 Kinder, die der gute Johann Sebastian Bach in die Welt setzte. Spätestens als er Kantor war, waren die Plätze in der Thomasschule für die Jungs ja gesichert.

Der war so taub, dass er dachte, er malt...

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Aus gegebenem Anlass ( Na gut: Weihnachten ist nicht gerade ein gegebener Anlass für Beethoven, wohl aber für einen Blogbeitrag der etwas leichteren Art) gibt es heute eine Sammlung mehr oder weniger interessanter Fakten über Ludwig van B.. Viel Spaß und ein frohes Fest!

Wie viele Musiker bilden ein Rankett?

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Eine ganze Riege vielleicht? Die sich aneinander entlangranken? Einmal quer über die Bühne? Oder kommt Rank statt dessen von Ränke, also Hinterhalt, Komplott, Bosheit, Machenschaft? Musiker also, die sich gegenseitig fertigmachen und gegeneinander verschwören? Ach nein, so etwas bezeichnet man ja als Orchester. Dann ist es ja am Ende ein Schreibfehler und bezieht sich auf das Bankett, das Festessen nach dem Konzert? Nicht ganz. Bei einem Rankett braucht man nur einen einzigen Musiker, den Bläser desselben nämlich, denn es handelt sich bei diesem kompliziert gebauten, wennauch einfach aussehenden Gerät um ein Holzblasinstrument, das sich in der Renaissance und später (in abgewandelter Form) im Barock großer Beliebtheit erfreute.

In an Octobasse's garden...

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Es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt. Und das gilt natürlich auch für Musikinstrumente. Es gibt allerdings vieles, bei dem man sich fragt, wozu es überhaupt gut sein soll. Instrumenbauer fertigen gerne Meisterstücke, in die sie all ihre Kunstferigkeit legen, deren Zweckmäßigkeit allerdigs...nennen wir es einmal “streitbar” ist. Die keinste spielbare Geige der Welt, das weltgrößte Akkordeon, das krummste Krummhorn, das älteste Althorn, das letzte Einhorn...ich denke, es ist klar, was ich ausdrücken möchte. Diese Blockflöte für Tausendfüß- bzw. Tausendfingerer, die ich während eines Konzertes im Club Passage in Dresden entdeckte, dürfte ein Beispiel dafür sein, dass nicht alles gut ist, nur weil es aus dem Rahmen fällt. Diese Miniaturgeige hier * klick * ist sicher ein Beweis dafür, dass der Baumeister nicht zu den Grobmotorikern zählte, nur werden wir sie sicher selten in Aktion bewundern dürfen. Eine “Sonate für Zwergenvioline und Basso Continuo”

Sex and Drugs and Berlioz

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Fans, die ihren Lieblingskünstlern mit unzähligen Liebesbekundungen auf die Nerven fallen, sind nichts Neues in der Branche. Künstler, die ihren Zuhörern auf den Geist gehen sind wohl ebenso zahlreich zu finden. Künstler, die ihre eigenen Lieblingskünstler mit Werken und Stücken überschütten, in der Hoffnung, bei diesen irgendwann doch noch einmal Anerkennung zu finden... auch die gibt es. Zwar meist nicht so offensichtlich, aber Bruckner hatte es mit Wagner, Bach stiefelte eigenfüßig von Arnstadt nach Lübeck, um Buxtehude spielen zu hören, Schubert soll sich niemals wirklich getraut haben, Beethoven anzusprechen, weil er so beeindruckt von ihm war... tja, und dann gibt es da noch Hector Berlioz. Der war in jeder Hinsicht ein Kapitel für sich. Dass er zunächst nicht Komposition sondern Medizin studierte, soll hier nur insofern erwähnt werden, als er auf so manchen Zeitgenossen (und späteren Hörer) den Eindruck machte, er wisse genau, wo er sich welche Substanz verschreiben o

Diese Lieder beißen nicht!

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  “Diese Musik beißt einen nicht.” sagte einer meiner Professoren für Musikgeschichte einmal über den zu seiner Zeit äußerst erfolgreichen Komponisten und Dirigenten Louis Spohr (1784-1859) und fügte hinzu: “Noch nicht einmal das!” Das darauffolgende Lachen und Johlen machte deutlich, dass er ausgesprochen hatte, was wohl viele von uns in diesem Augenblick gedacht hatten: Wie können sich Leute so eine gefällige Fahrstuhl-meets-Salonmusik anhören, wo sie doch das Glück haben, zur selben Zeit zu leben, wie etwa Beethoven, Schumann oder Mendelssohn-Bartholdy? Über 200 Werke hat der gute Spohr hinterlassen, bei keinem von ihnen hatte ich jemals das Bedürfnis, jetzt und auf der Stelle dieses und nichts anderes zu hören, so wenig uverwechselbar, ausdrucksstark oder meinetwegen auch schmerzvoll sind sie für mich. Ich gebe zu, Spohrs Weltuntergangsoratorium “Die letzten Dinge” weist eine zumindest erwähnenswerte dynamische Entwicklung nebst einem Hauch von Theatergewitter auf, ang

Carl Orff - das ist doch der Typ aus der Bierwerbung?

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  Mal ehrlich: Hand hoch, wer ein Stück (und sei es ein Lied aus einem Zyklus, einen Satz aus einem mehrsätzigen Werk, oder auch nur ein Thema oder eine Melodie) von Orff kennt, es singen oder meinetwegen auch pfeifen kann! Prima. Klopfen wir uns gegenseitig lobend auf die Schulter und bereiten wir uns innerlich auf die nächste Aufgabe vor: Wer kennt ein Stück von Carl Orff, das NICHT in direkter Verbindung zu einer Bierwerbung erscheint? Oha...Mist...der hat noch mehr geschrieben? Ehrlich? Wissen Sie was? Ich halte das ganz einfach für ein Gerücht und behaupte das Gegenteil: Carl Orff hat nur dieses eine Stück für die Bierwerbung geschrieben, für die auch die Semperoper gebaut wurde, um dem prickelnden Gerstensaft eine hübsche und angemessen wirkungsvolle Kulisse zu geben. Mozart hat ein Streichquartett für eine Sektmarke komponiert, Edvard Grieg schrieb die berühmte Gargamel-Suite aus den Schlumpfcartoons  und Brahms war der Typ mit dem Rauschebart, der die Tänze für die kl

Nur ein toter Komponist ist ein guter Komponist

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  Manchmal liegt es in der Natur der Sache, dass man als Künstler nicht über den Tod hinaus, sondern überhaupt erst durch diesen bekannt wird. Dann nämlich steht man in der Zeitung. Und wenn man Glück hat (sofern man in einer derartigen Situation (also quasi als Gewesener) überhaupt noch davon sprechen kann, Glück zu haben), handelt es sich um mehr als einen kleinen Satz des Bedauerns mit einem schwarzen Rahmen darum herum. Ein kleiner Nachruf, und stamme er auch von einem Musikologen, der sich in erster Linie mit der Erforschung quasi unbekannter (ehemaliger) Zeitgenossen beschäftigt, oder, besser noch, ein Artikel, in welchem man als Schöpfer des einen oder anderen (mehr oder weniger bekannten) Stückes genannt wird. Dann nämlich hat man es geschafft. Irgendwie. Nicht, dass man sich dann noch irgendetwas dafür kaufen könnte, aber das hat Van Gogh schließlich auch nicht gestört. Ein einziges Bild hat er zu Lebzeiten verkauft. Bekannt wurde er als der Irre, der sich ei

Wagner überleben, oder: Warum Walküren ins Gras beißen

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  “Es (= die Oper) ist erst vorbei, wenn die dicke Frau gesungen hat”, sagt man im angelsächsichen Raum und meint damit so viel wie “Da kommt noch was nach”, oder “Freu Dich nicht zu früh!” Irgendwo las ich das ganze einmal in einer “überarbeiteten” Version. Sie lautete: “Die Oper ist erst vorbei, wenn die dicke Frau tot ist”. Ich nehme an, der Verfasser dieses Spruches hat eine Menge Wagner-Opern gesehen. Gut, die Damen mögen nicht alle dick sein, aber am Ende sind sie trotzdem tot, was uns zum 2. Punkt der erweiterten Fassung bringt: “Wenn die dicke Frau am Ende nicht stirbt, sondern heiratet, handelt es sich um eine Operette. “ Soweit, so gut. Ich stelle mal schnell noch eine dritte, diesmal eigene, These zu der ganzen Sache auf und behaupte: Wenn die dicke Frau eigentlich eine sehr dünne und junge Frau ist, aber trotzdem ins Gras beißt, sitzen Sie vermutlich in einem Musical. All diese toten Frauen beschäftigen mich nun schon eine ganze Weile lang. Was für ein seltsam

Die Sache mit den Ohrwürmern

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  CPDL, ISMLP und RISM... nein, das sind nicht die Initialen irgendwelcher Abkömmlinge der Bach-Familie, auch wenn CPE und Konsorten ein paar weitere Geschwister vermutlich gar nicht aufgefallen wären, vielmehr handelt es sich bei diesen Abkürzungen um Internetdatenbanken, die ich immer dann heimsuche, wenn ich wieder 3 Geigentöne und einen halben Takt Tutti im Ohr habe, mit diesem Ohrwurm eine Woche lang herumrenne, mir beim besten Willen aber nicht einfallen will, woher das ganze stammt. So geschehen erst vor wenigen Tagen. Ein einziger gebrochener Akkord, ein Durakkord, um genau zu sein, war es, der sich festgesetzt hatte und nicht wieder herauswollte. Super. Nun singen Sie mal irgendwelchen Leuten 3 aufeinanderfolgende Töne im Groß- und dann Kleinterzabstand vor und fragen Sie diese dann, ob sie das Stück kennen.... die Antworten sind, sagen wir mal, höchst unterschiedlich, werden dafür aber ausnahmlos von einem Blick begleitet, der deutlich fragt, ob Sie eigentlich noc

An das Ferne Vorbild

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  Wie ist das eigentlich, wenn man für einen anderen Menschen komponiert? Ich spreche hier übrigens nicht von Auftragswerken oder Kompositionen, die man unter Pseudonym oder gleich ganz unter der Prämisse schreibt, dass sie ein anderer als die seinigen ausgeben kann. Was ich meine ist, eine andere Person oder ein anderes Wesen vor Augen zu haben, und mit eben diesem Bild an die Arbeit zu gehen. Dabei muss es sich auch nicht notwendigerweise um die Liebe zwischen Frau und Mann (oder eben Mann und Mann oder Frau und Frau...ich denke, es ist klar, von was für einer Art Gefühl ich hier spreche) handeln. Wer jetzt an Johann Sebastian Bachs Motto "Soli Deo Gloria" denkt, hat verstanden, worum es mir geht. Der Andere im Herzen ist ein ziemlich flexibles Bild. Sogar eine politische Idee kann damit verbunden sein. Wellingtons Sieg beispielsweise, oder ein paar ziemlich absurde nationalsozialistische Gedanken. Liebe im Sinne von Begeisterung für eine Person oder eine Sache

Dido and Aeneas, Ariadne and the lot

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Dido und Aeneas. Im Grunde handelt es sich sowohl bei der Sage, als auch bei dem, was in der Oper davon geblieben ist, um ein gefundenes Fressen für die Kolleginnen und Kollegen von den sogenannten Gender Studies. Dasselbe gilt im Übrigen für Ariadne auf Naxos, Medea und was es da sonst noch so gibt ans Stoffen, die es von der Antike über die Renaissance auf die Opernbühnen des Barockzeitalters geschafft haben. Fassen wir die Grundgeschichten doch einmal kurz zusammen  und betrachten wir sie dabei vom Standpunkt der Frauenrolle, bzw der Mann-Frau-Beziehung an sich. Ich käme da in etwa auf das folgende Schema: Mann ist in Not. Wie immer, wenn Mann nicht weiterweiß, heult er sich erst einmal bei der nächstbesten schönen Frau aus und verknallt sich bei dieser Gelegenheit in die Holde, welcher er sogleich die Ehe, 3 Kinder und den Himmel auf Erden verspricht, sollte er die ganze Sache wider Erwarten doch noch überleben. Frau denkt einmal kurz nach und und

Das Judenthum in der Musik

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    Im Herbst 1850 erschien ein Artikel mit dem Titel “Das Judenthum in der Musik”, verfasst von einem gewissen Karl Freigedank, in der eigentlich renommierten “Neue Zeitschrift für Musik”, Leipzig. Interessanterweise handelte es sich bei eben diesem Herrn Freigedank um keinen Geringeren als Richward Wagner, der sich zwar nicht entblödete, jüdische Komponistenkollegen, wie Meyerbeer, den kurz zuvor verstorbenen Felix Mendelssohn-Bartholdy, und im Zuge dessen irgendwie auch Gustav Mahler und Konsorten, die ohnehin mit antisemitischen Anfeindungen zu kämpfen hatten, aufs Übelste zu diskreditieren (ich zitiere an dieser Stelle mal [widerwillig]:) “Der Jude ist an sich unfähig, weder durch seine äußere Erscheinung, noch durch seine Sprache, am allerwenigsten durch seinen Gesang, sich uns künstlerisch kundzugeben.” , wohl aber ein offensichtliches Problem damit hatte, seinen wahren Namen preiszugeben.. So viel zum Thema Arsch in der Hose. Wer sich an dieser Stelle fragt “Wie