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Es werden Posts vom April, 2016 angezeigt.

Echtes deutsches Operngut? Oder: Erst denken, dann fordern.

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Vor nicht allzu langer Zeit flatterte mir das Ergebnis einer Umfrage ins Haus, die sich auf den Musikgeschmack und die Rezeptionsgewohnheiten in Deutschland bezog. Ausgewählt wurden unter anderem die zehn beliebtesten Opern, die mich dann doch ein Stück weit zum Nachdenken anregten: Wenn das sie Stücke waren, die den Opernhäusern ein annähernd gefülltes Haus garantierten, dann konnte die AfD einpacken mit ihrer, was die Kunstfreiheit betrifft, ohnehin recht fragwürdigen Idee, die Werte des Volkes zu sichern, indem verstärkt Stücke deutscher Komponisten gespielt werden sollten. Es ist nämlich nicht so, dass es davon in besagter Liste von deutschen, bzw. deutschsprachigen Opern nur so gewimmelt hätte: Ein einziges deutsches Werk befand sich unter den genannten: Die allseits beliebte und bekannte Zauberflöte nämlich. Die könnte man nun also quasi als Standardmusikwerk in jedem deutschen Opernhaus auf die Bühne bringen, nicht wahr? Oder nicht? Was sagen denn unsere ach so besorgt

Wie von der Tarantel gestochen - magische Tänze und Heilgesang

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Inzwischen ist es schon wieder einige Jahre her, da lebte einmal ein Fröken im schönen Bayern, hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, irgendwo zwischen Wedding, Kissing und Petting (ja, diese Orte gibt es nicht nur wirklich, sie lagen auch tatsächlich auf dem Weg) und ließ sich gesundpflegen. In Bayern steht nämlich nicht nur ein Hofbräuhaus, da gibt es auch eine Rehaklinik, und in eben dieser begab ich mich unter anderem allwöchentlich zur Tanztherapie. Die geführten Bewegungen zur Musik sollten uns zwar vornehmlich wieder beweglicher machen, aber auch ein Gefühl für den eigenen Körper vermitteln, das über das bloße Wissen, wie weit man seinen Arm verrenken kann, ehe es irreparabel knackt, hinausgeht. Wer tanzt, geht nicht nur an die Grenzen der Beweglichkeit, er muss auch lernen, seinem Körper zu vertrauen und ein klein wenig von seiner Selbstkontrolle aufzugeben. Zumindest, solange er die Musik spüren und sich intuitiv dazu bewegen soll. Im klassischen Tanz ist

Wenn Strauss, dann Vogel. Wenn Wagner, dann Friedelind

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„Huch? Was ist denn mit dem Froeken los?“ werden einige Leser denken, „Hat ihr der Herr Sagichnicht so zugesetzt? Hat sie ihre Wut auf den Ikeamann eingeholt? Hat sie zuviele Fragwürdigkeiten aus dem AfD-Programm unter die Nase bekommen? Oder weshalb hat sie sich in der letzten Zeit ihr blauen Strümpfe angezogen und ihren Jeanne D'Arc Harnisch umgeschnallt?“ Neulich erst, im Post zur Musiksoziologie, war die Frage nach den musizierenden Frauen aufgekommen, in „Il Ballo delle Ingrate“ wird fleißig Suzanne Cusick zitiert, parallel zu diesem Blogpost suche ich nach Material zum Thema „was ist eigentlich ein Klavier“, was ebenfalls nicht ohne die typisch weibliche Rolle der ausführenden Musikerin mit Spiegel über dem Schminktischpiano auskommt, und nun hole ich Winifred Wagners Enfant Terrible, das schwarze Schaf unter ihren Kindern hervor? Friedelind, die sich als einziges Mitglied der Wagnerfamilie öffentlich gegen das Naziregime stellte, das sich von Hitlers langem Arm entfer

tot oder unlebendig - Reger, Bach und Emerson

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Bei all den Dramen um die großartigen Musiker, die in diesem Jahr schon ihr Stimmgerät abgegeben haben (Otis Clay, David Bowie, Glen Frey, Black, Pierre Boulez, Keith Emerson, Nikolaus Harnoncourt, um nur einige zu nennen, und das, obwohl das Jahr erst 3 Mon at e abgefeiert.hat.. ich bin versucht, Leonard Cohen, Helmut Lachenmann und, da die Sterberitis derzeit ja auch jüngere Jahrgänge umfasst, Sol Gabetta, Leibwächter mit Knoblauch und Kreuzen an die Seite zu stellen), da vergisst man doch allzuleicht, dass es auch ein paar freudige Ereignisse zu feiern gibt. In den letzten Jahren waren es gleich mehrere Bachs, die ihre Ehrentage begingen und der Reihe nach die 300er-Schallmauer durchbrachen, zuletzt Johann Sebastian selbst, der im letzten Jahr denn 330. feierte. So richtig krachen lassen wird es der Herr Bach vermutlich erst bei seinem 333. und, da es sich um eine Schnapszahl handelt und der liebe JoSe diesem Getränk ohnehin nicht abgeneigt war (von seinem Ältesten