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Es werden Posts vom 2015 angezeigt.

Fuir le Bonheur de Bach - Die wunderbare Welt der Covers und Zitate

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Als ich den dritten Satz aus Johannes Brahms' Sinfonie Nr. 3 zum ersten mal hörte, kam er mir so bekannt vor, dass ich das Thema von Anfang bis Ende mitsummen konnte. Irgendwo hatte ich das Stück schon einmal gehört und fest in meinem auditiven Gedächtnis verankert. Eingängig genug ist es ja, melodisch, eigentlich schon liedartig. Ein paar Tage später hatte ich die Sache noch immer nicht aus dem Kopf und summte sie auf dem Weg von meinem Kinderzimmer hinunter in die Küche vor mich hin. „Ich wusste gar nicht, dass Du Gainsbourg magst!“ sagte meine Mutter, die mich gehört hatte. Bitte? Gaisburger Marsch war einem Kind aus meiner Umgebung zwar ein Begriff, ein traditionelles schwäbisches Eintopfgericht mit Graupen, benannt nach dem Stuttgarter Stadtteil, in dem es vermutlich erfunden wurde, aber Gainsbourg als Musiker sagte mir nichts. Mit meinen da mals gerade fünfzehn Jahren konnte ich mir das zwar verzeihen, schlimmer fand ich irgendwie, dass meine Mutter Brahms nicht er

Beethovens zehntes - Vom Einfluss des Alkohols auf die Musik

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So ab und an hat ja auch das Fröken Finemang mal einen Tag, an dem es sich nicht mir Lernen, Recherchieren, Bibliographieren und Ähnlichem beschäftigen, aber trotzdem etwas lesen möchte. Nur eben etwas entspannter und gemütlicher. Ja, und dann liest es *hust*  ganz besonders gerne *hust-hust* Kriminalromane, in denen Musikwissenschaftlern der Schädel zertrümmert wird und irgendein abstruses Stück Papier aus seinen Unterlagen fehlt, dem niemand zuvor besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat. Jaaaaaa, irgendwie finde ich das entspannend... und nein, ich gebe den zerhackstückelten Musikwissenschaftlern in meiner Fantasie NICHT die Gesichter realer MuWis, mit denen ich vielleicht ein ganz kleines bisschen auf Kriegsfuß stehen könnte...  So etwas gibt es nicht, ich liebe alle MuWis.  Fast.  Nun ja, einige.  Zwei.  Ach Quatsch, nehmt mich nicht ernst, bitte XD Eines dieser Bücher ist übrigens "Die zehnte Symphonie" von Joseph Gelinek, und der Tote ist in diesem Fall sogar

Erst mal Gugge - Von alpenländischen Marchingbands und Pfingstsochsen zur Fastnet

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So ab und zu bekommt ja auch das Fröken mal Post von den Lesern dieses Blogs. Manchmal artet das sogar in wilde Diskussionen aus, manchmal gibt es aber auch einen Wunsch nach einem Beitrag zu einem bestimmten Thema. Häufig denke ich mir in solchen Fällen dann „Ach, das wäre tatsächlich mal einen Artikel wert!“, neulich dachte ich allerdings eher „Guter Witz!“ bis mir einfiel, dass ich viel zuwenig Ahnung von dieser Musikrichtung hatte, um zu wissen, ob es sich überhaupt um einen Witz handeln sollte. Wie sich unschwer am Titel des heutigen Postings erraten lässt, dreht es sich bei diesem Musikstil um die sogenannte Guggenmusik: In meiner Vorstellung die Art von Musik, die der Alm-Öhi in seinen CD-Player warf, wenn er sich nach einem langen Tag des Ziegenhütens mal wieder ein paar spannende Kräutlein in seine Tabakspfeife stopfte um seinen „Fyrabe“ zu genießen. Na dann: Vöy Vergnüaga, ich hoff äs fägt! Genug der Verbreitung alpenländischer Vorurteile, gehen wir die Sache m

Musikalische Volksverdummung - unfreiwillige Dauerbeschallung und die Folgen

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Friedemann Bach heißt der Mann, der mich nun schon mein halbes Leben lang begleitet hat. Wilhelm Friedemann Bach, um genau zu sein. Ich kann nicht sagen, was mich an ihm fasziniert, aber wohin ich auch gehen, ich kehre immer wieder zu ihm zurück. Auch im Flugzeug nach Dresden hatte ich ihn im Ohr, in meinem ansonsten kaum genutzten mp3-Player.  Seitdem ich mir das Ding vor etwas mehr als einem Jahr gekauft habe, weil ich es für eine clevere Idee hielt, mich damit auf Stücke vorzubereiten, die ich zu spielen habe, hat es vermutlich etwa 3x das Tageslicht gesehen.  Ich hasse es, überall mit Musik beschallt zu werden, unfreiwilliges Hören ist für mich eine der größten Qualen, die es gibt,die Dresdner Dudelfolter das sächsische Pendant zur Chinesischen Wasserfolter. So ein paar Tropfen auf die Stirn bringen einen ja nicht um, aber wenn man es nicht mehr abstellen kann, wird das Ganze zum Problem. Könnte man sich den Player mit Stille beladen, die dann das tägliche Gedudel beim Sp

Alle Ohrwürmer sind gut drauf! Warum Musik so penetrant sein kann

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Bitte vor dem Lesen anklicken :) Das war nicht besonders nett von mir, nicht wahr? Ohne Vorwarnung so einen grenzdebilen Song zu verlinken. Aber weshalb sollte ich die einzige sein, die diese musikalische Essstörung seit geschlagenen 20 Jahren nicht mehr aus dem Kopf bekommt? Beinahe jedes Mal, wenn sich irgend jemand darüber beschwert, dass das Leben im Berufsbereich Musik ein ewiger Kampf sei, geht es wieder los, in meinem Kopf. Und nicht irgendwie, sondern a la Bordelaise.  Grund dafür ist eine Unterhaltung, die ich damals anlässlich eines Lachflashes über diese kulinarische Volksverdummung mit meinem Bruder führte, und bei der wir uns einig waren, dass es ein Jammer sei muss für einen studierten Sänger, auf Jobs angewiesen zu sein, bei welchen man Geschirr synchronisiert. Noch schlimmer ist es allerdings, den singenden Fischteller in seinen Lebenslauf aufzunehmen, um etwas vorweisen zu können, sollte man nach Referenzen gefragt werden. Und genau das scheint der Punkt

Savoir Senser - Warum wir traurige Musik so lieben

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Ein paar Jährchen ist es nun schon her, da saß ich einer Klasse gegenüber, die beinahe ausschließlich aus Asiaten bestand. Ein einsamer Franzose, der übrigens binnen kürzester Zeit zum Schwarm eines halben Kontinents avancierte, und eine Baskin rundeten die Gruppe ab. Als eine Reihe von kurzen Einzelvorträgen zum Thema „Welche Musik hören die Mitglieder meines Freundeskreises ein meiner Heimat und in welcher Situation hören wir diese Musik?“ anstand, wurde es musikalisch gesehen bunt in der Klasse. Die Peking-Oper wurde genauso vorgestellt (und ein Stück daraus sogar vom Schüler selbst vorgesungen) wie japanischer Elektro-pop. Und der Franzose steuerte einen Song eines Sängers namens Florent Pagny bei. „Savoir Aimer“ (Wissen, wie man liebt) heißt das Stück und wurde uns mit den folgenden Worten angekündigt: „Wenn Du bist traurig oder hast eine Problem mit Deine Freundin und Du hörst diesen Chanson...Du springst bei dem Fenstäär!“ „Bei dem Fenster“ sind wir nicht gesprunge